Für die sogenannten Seiteneinsteiger haben wir ein Konzept zur Sprachförderung und zur sozialen Integration der Jugendlichen entwickelt, das nicht nur auf dem Spracherwerb durch
Intensivsprachkurse beruht, sondern in dem gleichzeitig die kommunikativen Kompetenzen durch zeitnahe Kontaktaufnahme zu deutsch sprechenden Schülern in der Schule unterstützt
werden (siehe unten: Konkreter Ablauf).
Eine große Herausforderung für die Organisation stellt vor allem die Heterogenität der Lernenden im Bezug auf ihre sprachlichen Vorkenntnisse, Lerngeschwindigkeiten und ihre schulischen
Voraussetzungen, die von Analphabetismus bis zum Gymnasialbesuch und Mehrsprachigkeit in Wort und Schrift reicht, dar. Aus diesen Grunde haben wir Niveaugruppen gebildet,
so dass Inhalte, Lehrwerke und die Progression den Voraussetzungen an die unterschiedlichen Lerner und Lernerinnen angepasst werden können.
Die Gruppenzugehörigkeit selbst ist keine statische - einige Lerner können aufgrund ihrer hohen Lerngeschwindigkeit nach kurzer Zeit zusätzlich an den Kursinhalten des Niveaus A2 teilnehmen. Die Lerngruppen sind auch nicht immer räumlich voneinander getrennt, sondern befinden sich nur in einer anderen Arbeitsphase und an einem anderen Arbeitsplatz, was ein enormes Geschick der Lehrkraft und Disziplin der Schüler herausfordert: Während eine Gruppe vom Lehrer einen „Input“ erhält oder Aufgaben mündlich übt, bearbeiten andere Lernende in Einzelarbeit Aufgaben schriftlich, schlagen Wörter nach, arbeiten in ihrem Intensivtrainer oder beschäftigen sich in Partnerarbeit mit Freiarbeitsmaterialien.
Eingangs erhalten alle neu angekommenen Seiteneinsteiger in den ersten Wochen an der Johann-Peter-Hebel-Schule einen Intensivkurs in einer DAZ- Gruppe mit einem Sprachlehrer, in
dem ihnen Grundkenntnisse der Sprache in einer nahezu familiären Atmosphäre vermittelt werden, so dass in ihnen das Gefühl von "Ich schaffe es" aufkommen kann und sie an der
neuen Schule ankommen können.
Zur Einstufung in die Sprachlerngruppe erfolgen mehrere Schritte: Beim ersten Kennenlernen wird in der ersten Wochen auf Gesprächsbasis der Sprachstand der neuen Schüler und
Schülerinnen ermittelt: Bei schon vorhandenen Sprachkenntnissen wird zum einem auch deren Selbsteinschätzung miteinbezogen und zum anderen auch ihre
individuelle Bildungsgeschichte zudem ermittelt. Gestützt werden diese ersten Einschätzungen auch durch Spracheinstufungstests am Computer.
Nach Zuteilung in eine Sprachlerngruppe und erhalten sie individuelle Stundenpläne für die Unterrichtszeiten in der Regelklasse, damit sie dort an den musischen Fächer
teilnehmen können und erste Kontakte herstellen können. Paten - oftmals ehemalige Sprachlernschüler und somit zugleich auch Vorbilder - erleichtern das Einleben in den Regelklassen.
Der individuelle Plan ändert sich für einige Lerner schon nach kurzer Zeit, da es sich gezeigt hat, dass es diesen schon nach Erlernen eines fachlichen Minimalcodes (Zahlen und
Rechenoperationen) aufgrund ihrer Vorkenntnisse möglich ist, neben dem Unterricht in den musischen Fächern auch zusätzlich am Mathematikunterricht und am Englischunterricht teilzunehmen, so
dass auch das Wissen in diesen für den Schulabschluss wichtigen Kernfächern weiter zunimmt und nicht unterbrochen wird. Einzelnen Schülern ist es so nach einem Jahr sogar
möglich aufgrund der Kennntnisse, der Auffassungsgabe und der Lerngeschwindigkeit die Schulart zu wechseln.
Unsere Erfahrungen zeigen auch, dass nur durch vielfältige Sprachkontakte in den Regelklassen und gepflegte Freundschaften die kommunikativen Kompetenzen in der Alltagskommunikation, deren Basis
in den DAZ- Lerngruppen gelegt wird - sich sehr schnell festigen und zu einer Geläufigkeit beim Sprechen und Schreiben führen.
Anderseits verbleiben Lernende, deren Weg des Spracherwerbs u.a. aufgrund ihrer Bildungsgeschichte langsamer verläuft, überwiegend in den DAZ- Gruppen, damit sie dort verstärkt individuell
gefördert werden können.
Nach Erreichen des Niveaus A2 endet momentan die Förderung u.a. aufgrund der hohen Schülerzahl. In der Vergangenheit erwies sich u.a. eine Prüfungsvorbereitungsgruppe in Klasse 9 als sehr
positiv.
Den Forderungen des Kultusministeriums für Vorbereitungsklassen entsprechend werden grundsätzlich alle Schülerinnen und Schüler der Vorbereitungsklassen sowohl einer Regelklasse
als auch der VKL-GS oder der VKL-WRS zugeordnet.
Gemäß Kultusministerium nehmen „Schülerinnen und Schüler vor allem in den Fächern des musisch-technischen Bereichs am Unterricht zusammen mit den Schülerinnen und Schülern der Regelklasse
teil. Das schulische Leben wird so gestaltet, dass gegenseitige Kontakte regelmäßig gepflegt werden können.“ (VwV des KM vom 1.8.2008 KuU S. 223/2009).