Einen tiefen Einblick in das finnische Schulsystem konnte ein Team der Johann-Peter-Hebel-Schule in der Woche nach den Osterferien bekommen, als es im Rahmen von Erasmus+ eine Woche in Helsinki verbrachte. Das von Englisch Matters organisierte Programm enthielt neben Schulbesuchen auch Austausch mit Referenten zum Schulsystem.
Die Finnen gehören zu den glücklichsten Menschen in der Welt, wie kürzlich der UN-World-Happiness-Report 2023 aufzeigt. Und auch die Ergebnisse der PISA-Studien attestierten seit Jahren den
finnischen Schüler*innen immer wieder gute Ergebnisse. Daher erschien es logisch und lohnenswert, sich damit einmal intensiv zu beschäftigen, wie die Gruppe von vier Lehrer*innen und dem
Schulleiter der Johann-Peter-Hebel-Schule fand.
Didaktisch und methodisch jedoch gab es keine Überraschungen. "Im Großen und Ganzen ist das finnische Schulsystem ähnlich wie das deutsche Schulsystem organisiert", so Schulleiter Marc
Laporte-Hoffmann. Auffällig jedoch erscheint das Vertrauen, dass die finnischen Lehrer*innen in ihre Schüler haben - mit vielen Appellen an die Selbstverantwortung. Es scheint jedoch zu
funktionieren. Aber vielleicht liegt es auch an den multiprofessionellen Teams aus Lehrer*innen, pädagogischen Assistent*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen, die die Arbeit
in der Schule umfassend unterstützen. Damit sind die finnischen Schulen gut ausgestattet, so wie man sich das an der Johann-Peter-Hebel-Schule schon seit langem wünscht (und vermutlich an anderen
Schulen auch).
Aber auch in anderen europäischen Staaten sind viele Mitarbeiter*innen in den Schulen neben den Lehrer*innen nicht ungewöhnlich. Da an dem Erasmus+-Programm in Finnland über 100 Teilnehmer*innen
aus 12 Nationen teilnahmen, fand auch ein reger Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Ländern und Schulen statt und erste Kontakte wurden geknüpft. So sind weitere Projekte mit Schüler*innen in
den nächsten Jahren geplant, um den internationalen Austausch - und nebenbei die Englischkenntnisse - zu fördern.
Weiterhin ist zu erwähnen, das in Finnland die Bildung grundsätzlich kostenfrei ist. Neben der kostenlosen Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für Schüler*innen, den kostenlosen
Arbeitsmaterialien (bspw. Hefte und Stifte) gehört auch ein Mittagessen dazu. An finnischen Schulen erhalten alle Schüler*innen täglich eine warme Mahlzeit gratis.
Welche Bedeutung die Finnen in der Bildung sehen, spiegelt sich ebenfalls in der Ausstattung wieder: So wird schon seit Jahren viel Wert auf moderne Möbel und digitale Ausstattung gelegt, ebenso
sind Fachräume (bspw. für Technik, Handarbeit und Kochen) sehr vorbildlich ausgestattet. Interessant war, dass in allen Schulen die Flure mit Video überwacht werden - was vielleicht auch dann
eine Einrichtung mit gemütlichen Sitzecken und Arbeitsecken ermöglicht, ohne das es zu nennenswertem Vandalismus kommt. Raum zum Lernen und Entspannen gibt es an den Schulen mehr als ausreichend.
Neben der guten personellen und sächlichen Ausstattung ist vielleicht auch zu erwähnen, dass Finnland die wenigen Migranten, die vereinzelt in den Klassen sind, umfassend fördert und unterstützt.
Das sind vielleicht einige Aspekte, die erklären, weshalb die Finnen bei Bildungsvergleichen die vorderen Plätze belegen.
Festzuhalten bleibt für das Team der Johann-Peter-Hebel-Schule aus dem Besuch in Finnland, dass neben der intensiven Zusammenarbeit, dem gegenseitigen Vertrauen auch die grundsätzlich positive
Grundeinstellung ein wichtiger Baustein in der Schule ist. Und vielleicht auch die Notwendigkeit, die umfangreiche und professionelle Arbeit, die an deutschen Schulen oft als selbstverständlich
angesehen wird, deutlich positiver hervorzuheben. Letztendlich bleibt auch die Hoffnung, dass der Bildung und Erziehung bzw. der personellen und sächlichen Ausstattung an deutschen Schulen mehr
Aufmerksamkeit durch Politik und Gesellschaft gewidmet wird – Investitionen in die Schulen sind schließlich Investitionen in die Zukunft.